Besitz: Belastung oder Bereicherung?

Wie kommen wir zu Besitz? Den meisten Besitz kaufen wir uns selbst. Wir bekommen aber auch einiges geschenkt oder vererbt. Das heißt, nicht immer können wir gleich entscheiden, was über unsere Türschwelle kommt. Wir können aber entscheiden, ob uns dieser Besitz bereichert oder belastet. Je nachdem wofür wir uns entscheiden, sollte eine Handlung folgen. Bestimme ich einen Platz für meinen neuen Besitz oder darf er weiterziehen?

Wieso kaufen wir nun Dinge ein?

Kaufen ist ein Instinkt, denn Dinge zu besitzen, sichert das Überleben. Kaufen löst, wenn auch nur  kurzfristig, ein Hochgefühl aus und daher kaufen wir immer weiter ein, um dieses Gefühl immer wieder zu erleben. Wir wollen uns also oft selbst belohnen. Man sollte aber aufpassen, dass es nicht zur Kaufsucht kommt. Weitere Gründe fürs Konsumieren, abgesehen vom täglichen Bedarf, sind z.B. die Bestätigung dazu zugehören oder mit Dingen mit anderen Personen mithalten zu können oder seine Individualität zum Ausdruck bringen zu wollen. Aber auch Veränderungen im Leben sind ein Grund Dinge anzuschaffen, weil Kinder kommen oder sich Beziehungen ändern. Beim Kaufen sind wir oft unseren Instinkten ausgeliefert. Doch bevor man sich ein Teil kauft, sollte man sich die Frage stellen, ob man so etwas Ähnliches schon hat oder was es einem an Platz oder Ärger und Geld in der Wartung kostet.

Besitz früher vs. heute

Die Statistik sagt vor 100 Jahren hat ein Haushalt ca. 180 Dinge besessen. Heute sind es in Europa ca. 10.000 Dinge. Das ist schon eine beachtliche Menge. Früher hat man Dinge angeschafft weil sie notwendig waren, heute gibt es zusätzlich andere Gründe. Früher gab es ein geringeres Angebot und man konnte sich weniger leisten. Heute gibt es ein viel größeres Angebot, man ist teilweise schon überfordert an der Masse, die es zu kaufen gibt und die Dinge sind viel günstiger zu erwerben. Besitz stand lange für Prestige – wer sich viel kaufen kann, hat es geschafft.

Wer weniger mit viel Besitz und der damit einhergehenden Ressourcenverschwendung zu tun haben möchte, widmet sich dem immer populärer werdenden Minimalismus. Minimalismus bedeutet mit wenig auskommen zu können, ohne es zu müssen und sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren.

Sollte man daher seinen Besitz reduzieren?

Wenn der Besitz glücklich macht, dann eher nicht. Fühlt man sich aber nicht ganz wohl mit der Menge an Dingen, wäre es doch eine Überlegung wert ein paar Teile wegzugeben. Wenn sich danach ein gutes Gefühl einstellt, kann man mit der Reduktion seiner Sachen weitermachen. Meist nimmt der Ausmistprozess seinen Lauf und man will immer öfters dieses Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit spüren.

Minimalismus, minimalistisch

Die Frage lautet nun, wann wird Besitz zur Last?

  • Wenn durch zu viel Besitz Unordnung im Wohnraum entsteht. Diese Unordnung frustriert und führt oft zu mehr Konsum aufgrund der Unzufriedenheit
  • Wenn Dinge keinen festen Aufbewahrungsort haben
  • Wenn Dinge als unerledigte Aufgaben lange Zeit herumliegen z.B. begonnene Bastelsachen
  • Wenn Dinge schlechte Erinnerungen in uns wecken
  • Wenn Dinge uns finanziell belasten, weil ich z.B. einen Raum für die Lagerung anmieten muss
  • Wenn Dinge mich Nerven und Zeit kosten z.B. beim Putzen oder in der Wartung
  • Wenn Dinge mich mental belasten, weil ich zu viel darüber nachdenke
  • Wenn fremde Dinge wie Erbstücke, Geschenke, Erinnerungen von Verwandten und Freunden belasten
  • Wenn Partner und Familie darunter leiden und sie sich wieder nach mehr Klarheit sehnen

Doch wir können uns trotz Belastung sehr schwer von Dingen trennen. Wir halten aus Angst daran fest, wir könnten diese Dinge noch brauchen. Wir verschieben gerne Entscheidungen, was mit unserem Besitz passieren soll, bis uns diese Dinge so sehr belasten, dass wir endlich etwas ändern. Daher wäre ein rasches Handeln sofort notwendig. Wir sollten jetzt unseren idealen Lebensstil leben.

Auch sollte Besitz immer an das Zuhause, sprich an die Größe, angepasst werden. Mehr Möbel und mehr Ordnungssysteme machen meistens keinen Sinn, wenn es dadurch noch vollgestopfter wird. Auch dürfen Plätze in den Schränken frei bleiben, man muss nicht alles befüllen. Dinge kommen von alleine und dann ist es ideal, wenn ich neuen Dingen einen festgelegten Platz anbieten kann.

Warum kann es uns glücklich machen, weniger zu besitzen?

Seinen Besitz empfindet man als Bereicherung, wenn man eine Beziehung zu seinen Dingen hat und diese entsprechend wertschätzen kann. Es braucht daher Zeit und Erfahrungen mit seinen Dingen. Das lässt sich meistens nur für eine begrenzte Anzahl von Dingen umsetzen. Besitz der darüber hinausgeht kann schnell als Belastung empfunden werden.

Auch ist die Wertschätzung zu seinem Besitz in den letzten Jahrzehnten geringer geworden. Die Dinge sind oft keine Notwendigkeit, man ist nicht so sehr davon abhängig (gilt natürlich nicht für alles) und kümmert sich aufgrund der Fülle an Sachen nicht mehr so intensiv um seinen Besitz. Aber eine Wertschätzung gegenüber seinen Dingen ist auch eine Wertschätzung gegenüber sich selbst. Wir leben im Hier und Jetzt und sollten uns mit Dingen umgeben, die uns glücklich machen und nicht belasten.

„Der erste Schritt um das zu bekommen was Du willst, ist das loszuwerden was Du nicht willst.“

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